Rom, die ewige Stadt am Tiber, ist vom 7.Juni 2024 bis 12.Juni 2024 Austragungsort der 26.Leichtathletik-Europameisterschaften. Die italienische Hauptstadt hat dabei gute Erfahrungen mit der Austragung von Leichtathletik-Großveranstaltungen. 

Olympische, weltmeisterliche und europameisterliche Erfahrungen

1960 war die Stadt Austragungsort olympischer Leichtathletik-Wettkämpfe, wobei Walter Krüger vom SC Traktor Schwerin seinerzeit Silber im Speerwerfen gewann und der frühere Wahl-Mecklenburger Friedrich Janke Rang vier über die 5000 Meter belegte. 14 Jahre (1974) später folgten die 11.Leichtathletik-EM an gleicher Stelle und wiederum waren auch Athleten aus M-V bestens dabei. So wurde der Ueckermünder Michael Droese über 4 x 100 Meter Dritter, Brigitte Rohde vom SC Neubrandenburg lief über die 4 x 400 Meter mit der DDR-Staffel auf Rang eins, die gebürtige Schwerinerin Gabriele Hinzmann freute sich über Bronze im Diskuswerfen und die frühere Absolventin der Kinder- und Jugendsportschule Güstrow, Ruth Fuchs, errang mit dem Speer Gold. 

Sieben Jahre danach (1981) gab es dann das nächste Leichtathletik-Großereignis in Rom - den dritten Leichtathletik-Weltcup und wieder spielten Athletinnen und Athleten aus M-V "Hauptrollen", so Hansjörg Kunze vom SC Empor Rostock als Zweiter über die 5000 Meter und Detlef Kübeck vom SC Traktor Schwerin als Zweiter mit der 4 x 100 Meter Staffel der DDR. Vier erste Plätze sicherten sich Marita Koch vom SC Empor Rostock mit der 4 x 400 Meter Staffel der DDR (plus Rang zwei über die 400 Meter), die gebürtige Warnemünderin Kirsten Siemon mit Rang eins über die 4 x 100 Meter mit der DDR-Staffel, die gebürtige Demminerin Ellen Neumann über die 400 Meter Hürden und die Kugelstoßerin Ilona Slupianek, ebenfalls in Demmin geboren. 

Zu den zweiten Leichtathletik-Weltmeisterschaften - nach der Premiere 1983 in Helsinki - "rief" Rom folgend 1987. Und erneut gab es Medaillen und gute Platzierungen für Athletinnen und Athleten mit MV-Hintergrund. WM-Titel 1987 erkämpften unter anderem  Jürgen Schult vom SC Traktor Schwerin im Diskuswerfen, Torsten Voss ebenfalls vom SC Traktor Schwerin im Zehnkampf und die gebürtige Warnemünderin Kirsten Emmelmann (frühere Siemon) über die 4 x 400 Meter mit der DDR-Staffel. Für Kirsten gab es als Zusatz noch Bronze über die 400 Meter. 

Hansjörg Kunze vom SC Empor Rostock lief über die 10000 Meter zu Bronze und über die 100 Meter holte die gebürtige Neubrandenburgerin Cornelia Oschkenat auch Bronze, wie zusätzlich Ines Müller vom SC Empor Rostock im Kugelstoßen. Vierte Ränge belegten Helga Radtke vom SC Empor Rostock im Weitsprung und Anke Behmer vom SC Neubrandenburg im Siebenkampf. Silberne Momente erlebte die gebürtige Rüganerin Diana Gansky aus Bergen im Diskuswerfen. 

Die Höhepunkte "aus MV-Sicht" 1987 waren jedoch - neben den bereits genannten WM-Titeln - insbesondere der Doppelerfolg von Sigrun Wodars vor Christine Wachtel (beide SC Neubrandenburg) über die 800 Meter und die Doppel-Weltmeisterin über die 100 Meter sowie über die 200 Meter Silke Gladisch vom SC Empor Rostock. Für Silke  folgte über die 4 x 100 Meter mit der DDR-Staffel noch Silber. 

In Rom ging und geht also stehts etwas für Mecklenburg-Vorpommern.

Blick in die die weitere Historie

Vor 90 Jahren fanden übrigens  die ersten Leichtathletik-Europameisterschaften 1934 in Turin statt. Damals durften nur die Männer starten und Finnland sammelte mit 13 x Edelmetall die meisten Medaillen, davon 5 x Gold. Die Deutschen errangen zwar zwei Medaillen weniger, wiesen aber zwei Goldmedaillen mehr als „Suomi“ auf – dank Gustav Wegner im Stabhochsprung, Wilhelm Leichum im Weitsprung, Hans-Heinrich Sievert im Zehnkampf, Hans Scheele über 400 Meter Hürden, Adolf Metzner über 400 Meter sowie dank der beiden Staffeln über 4 x 100 Meter und 4 x 400 Meter.

Vier Jahre später konnten sich auch die Frauen europameisterlich und leichtathletisch beweisen – bei den EM 1938 in Wien. Die Männer hatten zwar seinerzeit auch ihre EM – aber getrennt von den Damen in Paris. Die ersten Europameisterinnen in der Leichtathletik aus deutscher Sicht waren dabei vor 86 Jahren Hermine Schröder im Kugelstoßen, Gisela Mauermayer im Diskuswerfen, Lisa Gelius im Speerwerfen und Irmgard Praetz im Weitsprung. Deutsches Frauen-Gold gab es zusätzlich `38 über die 4 x 100 Meter in der Besetzung Josefine Kohl, Käthe Krauß, Emmy Albus und Ida Kühnel.

Die erste EM-Medaille aus MV-Sicht erkämpfte 1938 der Greifswalder Manfred Bues 1938 über die 4 x 400 Meter (Gold) - dort wurde Gerhard Stöck, der frühere Greifswalder Philologie-Student und Speerwurf-Olympiasieger bzw. Kugelstoß-Olympia-Dritter 1936, Zweiter im Kugelstoßen. Die vorerst letzte EM-Plakette sicherte sich hingegen 2022 Diskuswerferin Claudine Vita (SC Neubrandenburg) mit Bronze.

Von München 2022 nach Rom 2024

Bei den EM 2022 in München war Deutschland mit 7 x Gold, 7 x Silber, 2 x Bronze erfolgreichste Nation und hatte mit der Berlinerin Gina Lückenkemper mit Gold über die 100 Meter und 4 x 100 Meter die Sympathieträgerin der europäischen Titelkämpfe vor zwei Jahren. Bei den WM 2023 in Budapest gewann das deutsche Team indes keine Medaille - dort sind Amerikaner, Kanadier, Afrikaner und zum Teil Asiaten das "Maß der Leichtathletik-Dinge". Allerdings  - gerade im Speerwerfen und Diskuswerfen der Herren, im Frauen-Weitsprung, in den Mehrkämpfen, in den Staffeln und weiteren technischen Disziplinen könnte das deutsche Leichtathletik-Team in Paris überraschen bzw. mit Edelmetall liebäugeln.

Aus M-V-Sicht haben für die EM in Rom Diskuswerferin Claudine Vita (SC Neubrandenburg), Stabhochspringer Gillian Ladwig  (Schweriner SC), der gebürtige Rostocker Diskuswerfer Clemens Prüfer (früher LAC Mühl-Rosin / SC Neubrandenburg, jetzt SC Potsdam), die Rostocker 400 Meter- und Staffel-Läuferin Johanna Martin und die gebürtige Neubrandenburger Siebenkämpferin Sophie Weißenberg (früher SC Neubrandenburg, jetzt TSV Bayer 04 Leverkusen) gute Teilnahme-Chancen.

Und letztendlich ist Rom nur ein Zwischen-Stopp, wenngleich ein äußerst wichtiger, auf dem Weg zu den Olympischen Spielen vom  26.Juli bis 11.August in Paris.

 

Marko Michels

Foto/Michels: Marita Koch - unter anderem zwischen 1978 und 1986 sechsfache Europameisterin...