Sydney 2000 mit erfolgreichen Mecklenburgern und Vorpommern / Jürgen Schult mit vierter Olympia-Teilnahme
Vor knapp einem Vierteljahrhundert gab es die zweiten Spiele in Down Under. Nach 1956 in Melbourne durfte Sydney als zweite australische Stadt wieder Olympische Spiele austragen. 1993 setzte sich Sydney auf der 101.IOC-Session in Monte Carlo auch gegen Berlin (mit Rostock-Warnemünde als Austragungsort der Segelwettkämpfe) als Austragungsort von Olympia 2000 durch.
Sydney mit olympischem Gigantismus
Sydney läutete endgültig den Paradigmenwechsel im Sport ein. War schon Atlanta 1996 sehr kommerziell, so ging es damit in Sydney intensiv weiter. Olympia wurde noch größer, "moderner", extremer. 300 Wettkämpfe, 30 Sportarten, 11000 Athletinnen und Athleten, 199 Länder und jede Menge Rahmenveranstaltungen.
M-V zahlreich und erfolgreich dabei
27 Sportlerinnen und Sportler mit MV-Background waren vor Ort in Sydney - also jene, die entweder ihre Wiege in M-V hatten oder eine aktuelle bzw. frühere Mitgliedschaft in einem Verein in M-V aufweisen konnten.
Schwerin im Bahn-Radsport, Frauen-Volleyball, in der Leichtathletik und im Rudern vertreten
Der Wahl-Schweriner Stefan Nimke holte in Australien seine erste Olympia-Medaille mit Silber im Zeitfahren auf der Rad-Bahn. Es folgten noch drei weitere Nominierungen für die Spiele 2004, 2008 und 2012 (In London 2012 gesundheitsbedingt, kurzfristig kein Einsatz!) und für die Paralympics 2016 (als Begleitfahrer), wobei der Olympiasieg 2004 im Teamsprint den Höhepunkt seiner olympischen Karriere darstellt. Die gebürtige Bützowerin und frühere Athletin des SC Traktor Schwerin/Schweriner SC, Andrea Philipp, hatte 2000 ihren dritten olympischen Einsatz nach 1992 und 1996. Mit Andrea lief die deutsche Frauen-Sprintstaffel über 4 x 100 Meter auf Rang sechs.
Ein gebürtiger Schweriner Ruderer, Robert Sens, überzeugte bei Olympia 2000 ebenfalls - mit Rang neun im Zweier ohne. Und auch die Schweriner Volleyball-Mädel fehlten seinerzeit nicht: Mit den früheren und aktuellen SSC-Spielerinnen Christina Benecke, Beatrice Dömeland, Hanka Pachale, Sylvia Roll und Christina Schultz belegte die DVV-Auswahl der Frauen Rang sechs. Seine vierte Olympia-Teilnahme beendete Diskuswerfer Jürgen Schult, der frühere SCT/SSC-Athlet, zwar nicht mit einer Medaille, aber immerhin mit einem guten achten Platz. 1984 bei den Wettkämpfen der Freundschaft in der Herren-Leichtathletik in Moskau (Gegenveranstaltung der vom Ostblock boykottierten Spiele in L.A. im Bereich der Männer-Leichtathletik!) hatte Jürgen Bronze gewonnen. Dann folgten bei Olympia 1988 in Seoul Gold, 1992 in Barcelona Silber und 1996 in Atlanta Rang sechs.
Bestens dabei - auch Neubrandenburg und Rostock
Aus Neubrandenburger Sicht gab es vor 24 Jahren zudem zahlreiche Medaillen und gute Platzierungen.
Der Kanute Andreas Dittmer vom SC Neubrandenburg erreichte dabei Gold über 1000 Meter im Einer-Canadier sowie Bronze im C 1 über 500 Meter. Es folgten noch erfolgreiche Olympia-Einsätze 2004 und 2008, davor 1996. Seine Schwester Anja, ebenfalls SCN, startete im Triathlon der Frauen - wie folgend dann nicht zuletzt 2004, 2008 und 2012. Nach Gold 1996 gab es für Astrid Kumbernuss 2000 Bronze im Kugelstoßen. Franka Dietzsch erreichte Rang sechs im Diskuswerfen, bei ihrer dritten Olympia-Teilnahme nach 1992 und 1996 - auch 2004 war sie dann noch einmal am Start. Bronze ergatterte in Sydney allerdings der gebürtige Demminer Stefan Uteß, für den SCN startend, im Zweier-Canadier über 1000 Meter. Der frühere Athlet des WSV Einheit Neustrelitz bzw. des SCN, Olaf Winter, kam auf Rang vier im Zweier-Kajak über 1000 Meter (Gold im Vierer-Kajak über 1000 Meter 1996). Der mit 38 Jahren 2004 viel zu früh verstorbene Neubrandenburger Kanute Thomas Zereske hatte nach 1988 und 1996 in Sydney seinen dritten und finalen Olympia-Einsatz - mit Rang fünf im Canadier-Zweier über 500 Meter. 1997 und 1998 war er unter anderem auch Weltmeister. Im Schwimmbecken wurde hingegen der gebürtige Neubrandenburger Jirka Letzin Neunter über 400 Meter Lagen.
Die Rostocker Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichten bei Olympia 2000 zudem einige Erfolge. Jan Ulrich belegte Rang eins im Herren-Straßen-Einzel und Rang zwei im Straßen-Zeitfahren. Wasserspringerin Dörte Lindner jubelte über Bronze im Einzel-Kunstspringen. Dazu gab es Rang sieben im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett. Ihr Vereinskollege vom WSC Rostock, Stefan Ahrens, schaffte dazu einen guten neunten Rang im Kunstspringen vom Drei-Meter-Brett. Der spätere Wahl-Rostocker Thomas Rupprath schwamm mit der deutschen Staffel über 4 x 100 Meter Lagen zu Bronze (2004 dann Silber und 2008 nochmalige Olympia-Teilnahme). Triathlon-Ass Andreas Raelert schloss seinen Wettkampf auf Rang zwölf ab - 2004 in Athen verbesserte er sich auf Rang sechs.
Von Steffi Nerius zu Kathrin Freitag
Weitere erfolgreiche Athletinnen und Athleten mit M-V-Vita waren vor 24 Jahren die in Bergen auf Rügen geborene Speerwerferin Steffi Nerius, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre auch für den SC Empor Rostock startete, mit Rang vier (1996 Neunte, 2004 Zweite, 2008 Vierte), die gebürtige Warenerin Katrin Rutschow-Stomporoswki mit Bronze im Ruder-Einer der Frauen (1996 Gold im Doppelvierer, 2004 im Frauen-Einer im Rudern), der gebürtige Grevesmühlener Jens Voigt im Straßen-Einzel im Radsport (auch 2004 und 2008 Teilnehmer), die gebürtige Grevesmühlenerin Wibke Bülle im Segeln (Platz fünf im Finn Dinghi) und die gebürtige Röbelerin Kathrin Freitag mit guten Platzierungen im Bahn-Radsport. Der gebürtige Wolgaster Jirka Arndt (SC Charlottenburg / Berlin) wurde hingegen in der Leichtathletik über 5000 Meter Achter.
Sehr gute M-V-Bilanz
Für M-V waren die "australischen Spiele" von 2000 ein sehr guter Erfolg: zweimal Gold, zweimal Silber, sechsmal Bronze lautete die Ausbeute, dazu einige Top 12-Platzierungen. Eine deutliche Verbesserung zu 1956 in Melbourne als nur vier Athleten mit "MV-Bindungen" am Start waren und die Bilanz einmal Silber, einmal Bronze lautete ("M-V-Teilnehmer" seinerzeit: Ruderer Karl-Heinrich von Groddeck, Feldhockey-Spieler Heinz Radzikowski, 400 Meter-Läufer Horst Mann und 5000 Meter-Läufer Friedrich Janke).
Deutschland am Ende Fünfter
In Sydney 2000 waren indes die USA (93 Medaillen, 37 x Gold), Russland (89 Medaillen, 32 x Gold), China (58 Medaillen, 28 x Gold) und Australien (58 Medaillen, 16 x Gold) die Sport-Großmächte. Deutschland folgte auf Rang fünf mit 56 Medaillen, darunter 13 x Gold.
Mal schauen, wie es 24 Jahre später in Paris 2024 aussehen wird - ebenfalls aus M-V-Sicht!
Und 2032 ruft dann schon Brisbane - Olympia macht dann wieder Station in Australien.
M.Michels
Übrigens: Der gebürtige Demminer Axel Wegner, Olympiasieger 1988 im Skeet-Sportschießen, war 2000 in Sydney leider nicht dabei. Von 1988 bis 2008 war er fünfmal bei Olympia: 1988 in Seoul, 1992 in Barcelona, 1996 in Atlanta, 2004 in Athen und 2008 in Peking... Bei den Wettkämpfen der Freundschaft 1984 im Sportschießen in Moskau (Auch eine Gegenveranstaltung zu den vom Ostblock boykottierten Spiele in L.A.!) triumphierte er zusammen mit Bernhard Hochwald in der Skeet-Konkurrenz.
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Von Sydney nach Athen 2004
Kalenderblatt – Athen 2004 / Rad-Ass Stefan Nimke mit Gold und Bronze
Vor zwanzig Jahren fanden in Athen – nach der Premiere 1896 – zum zweiten Mal Olympische Spiele der Neuzeit statt. Dazu gab es natürlich noch die inoffiziellen "Olympischen Zwischenspiele" 1906 an gleicher Stelle...
Die Rekord-Zahlen von Sydney wurden in Athen 2004 sogar getoppt – 202 Länder waren am Start und eine Goldmedaille mehr als in Down Under 2000 wurde vergeben. Knapp 11000 Athletinnen und Athleten starteten in der griechischen Hauptstadt.
Die großen Drei – USA, China und Russland – dominierten die Wettkämpfe und Deutschland rutschte von Platz fünf auf Platz sechs des Medaillen-Rankings.
Für M-V gab es in Athen acht Medaillen: für den Kanuten Andreas Dittmer (SC Neubrandenburg) mit Gold im Canadier-Einer über 500 Meter bzw. mit Silber im Canadier-Einer über 1000 Meter, für den Wahl-Schweriner Bahn-Radsportler Stefan Nimke mit Gold im Teamsprint bzw. Bronze im Zeitfahren, für die Ruderin Katrin Rutschow-Stomporowski (in Waren/Müritz geboren) mit Gold im Frauen-Einer, für die gebürtige Rüganerin Steffi Nerius mit Silber im Speerwerfen, für die Wahl-Rostocker bzw. Schwimmer Thomas Rupprath mit Silber über 4 x 100 Meter Lagen, für die Fußball-Spielerin Viola Odebrecht (in Neubrandenburg geboren) mit Bronze.
Insgesamt konnten sich 25 Athletinnen und Athleten mit MV-Vita für Athen 2004 qualifizieren. Neben Andreas Dittmer, Stefan Nimke, Katrin Rutschow-Stomporowski, Steffi Nerius, Thomas Rupprath und Viola Odebrecht waren das in der Leichtathletik die Rostocker Marathonläuferin Ulrike Maisch, die gebürtige Schwerinerin Nadine Beckel (SSC) im Kugelstoßen, die gebürtige Röbelerin Grit Breuer (4 x 400 Meter Staffel), die Neubrandenburger Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, die ebenfalls für den SCN startende Diskuswerferin Franka Dietzsch, ihr Klubkollege Ralf Bartels im Kugelstoßen und SCN-Siebenkämpferin Sonja Kesselschläger.
Im Radsport waren die gebürtige Wismarerin Katrin Meinke, der Rostocker Jan Ulrich, der gebürtige Grevesmühlener Jens Voigt und die spätere Wahl-Mecklenburgerin Trixi Worrack unterwegs.
Im Rudern zeigten die gebürtige Kühlungsbornerin Anja Pyritz, die Rostockerin Nicole Zimmermann (beide Frauen-Achter), der gebürtige Schweriner Robert Sens (Doppelvierer) und der gebürtige Ueckermünder Peter Thiede (Herren-Achter) starke Leistungen. Der gebürtige Demminer Axel Wegner konnte sich wieder im Skeet-Sportschießen beweisen. Im Segeln überzeugte die Schwerinerin Monika Leu in der 470er Klasse. Die SCN-Athletin Anja Dittmer und der Rostocker Andreas Raelert vertraten M-V im Triathlon zweifach. Und mit Christina Benecke und Olessya Kulakowa standen zwei Spielerinnen mit SSC-Background im DVV-Team.
Für Athen gab es eine Minus-Bilanz – die Olympia-Bauten verfielen in der Folgezeit.
Nachhaltig waren diese Spiele an traditionsreicher Stätte leider nicht.
M.Michels