Schwerin. In puncto Kampfsport denkt man dabei zunächst an das olympische Boxen. An die Erfolgstraditionen des SC bzw. BC Traktor Schwerin. An die Box-Olympiasiege eines Jochen Bachfeld 1976, eines Andreas Zülow 1988 und eines Andreas Tews 1992. Eine gebürtige Schwerinerin, Jahrgang 1991, Mitglied des PSV Rostock, ist jedoch in Sachen Boxsport, genauer gesagt Kick-Boxen, seit Jahren erfolgreich unterwegs: Jette Körner, die 2023 Kickbox-Weltmeisterin der World Boxing Fighters Corporation in Mailand wurde. 

 Nachgefragt bei der gebürtigen Schwerinerin und jetzigen Wahl-Rostockerin

 Jette Körner über ihre Begeisterung zum Kick-Boxen, ihren Trainingsalltag, ihre Tätigkeit als Pädagogin, nächste Herausforderungen und neue Ziele

 "Ich habe schon immer gern gekämpft!"

 Frage: Als gebürtige Schwerinerin zog es Sie zum Kickboxen. Warum wurde es nichts das klassische olympische Boxen? Wie kamen Sie zum Kickboxen?

 Jette Körner: Ehrlich gesagt, denke ich beim Boxen jedes Mal: Da fehlt doch was... Wozu habe ich zwei Beine und zwei Knie? Das reine Boxen ist dennoch grundlegend wichtig für eine gute Technik im Ring. Schließlich ist für uns Kämpfer jede Kampfsportart bedeutungsvoll, da es am Ende um die Faszination des Kämpfens geht und jede Kampfsportart hält Techniken bereit, die in abgewandelter Form angewandt werden können. Der Übergang ist fließend und es ist spannend, seinen eigenen Kampfstil herauszuarbeiten. Diese Freiheit hat man auf jeden Fall beim Kickboxen. Schließlich finde ich die Kombination von Beinen und Armen sehr ästhetisch und besonders die gedrehten und gesprungenen Kicks sind großartig.

Ich habe schon immer gerne gekämpft: Besonders die mentale Auseinandersetzung beim Sport und das Überschreiten der persönlichen Grenzen treiben mich an. Mein Coach Rateb Hatahet ist selbst mehrfacher Weltmeister und lebt für den Kampfsport. Zusammen sind wir ein perfektes Team; im Training arbeitet Rateb ausschließlich mit positiver Psychologie und wenn die eigenen Grenzen erreicht sind, lockt er aus der Reserve. Seine Erfahrung im Kickboxen als Weltmeister, Coach und Kampfrichter sind der Grund für den bisherigen Erfolg. Jedes gemeinsame Training ist ein Erlebnis und wir haben immer sehr viel Spaß. Durch diese Kombination konnten wir bis jetzt so viel erreichen. 

Frage: Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus? Gibt es vor großen Meisterschaften spezielle Trainingslager?

Jette Körner: Der Trainingsalltag sieht so aus: Training, Training, Training - vor wichtigen Wettkämpfen am besten zwei Mal pro Tag. Trainingslager finden, wann immer es zeitlich passt, im Austausch mit anderen Boxclubs statt. Nächste Woche (Mitte August 2024) beispielsweise fahren wir nach Köln für ein viertägiges Trainingscamp.

Frage: Kickboxen ist noch nicht olympisch, aber im Programm der WORLD GAMES, der Weltspiele in den nichtolympischen Sportarten, die seit 1981 ausgetragen werden. 2025 werden diese wieder veranstaltet - in Chengdu/China. Wie beurteilen Sie Ihre Chancen auf die WORLD GAMES 2025? Welche Hürden müssen Sie bis dahin meistern?

Jette Körner: Die WORLD GAMES 2025 sind auf jeden Fall unser großes Ziel, an das wir uns Stückchen für Stückchen heranarbeiten. Die Europameisterschaften im November in Griechenland sind der nächste Schritt und dort eine Platzierung unter den ersten drei Kämpferinnen wäre die Qualifizierung für China. 

Frage: Haben Sie noch regen Kontakt zu Schwerin?

Jette Körner: Schwerin ist meine Heimat, nun auch Weltkulturerbe und meine gesamte Familie ist vor Ort. Wir haben jetzt gerade Urlaub am Schweriner See in Seehof gemacht und ich liebe die Vielfältigkeit der Natur, die unsere Stadt umsäumt. Die Stadt der Seen und Wälder gibt mir Kraft und ich bin stolz darauf Schwerinerin zu sein. 

Frage: Sie sind ja Mutter einer kleinen Tochter, beruflich sehr aktiv... Wie sieht Ihr Alltag aus? Gibt es Hobbys und Ausgleichsportarten?

Jette Körner: Es ist ein wahnsinniger Balance-Akt, allem gerecht zu werden. Dennoch treibt es mich an, alles unter einen Hut zu bekommen und meistens klappt das auch. Mein Töchterchen ist nun fast acht Jahre alt und beginnt ihre eigenen Wege zu beschreiten, die ich natürlich mit meinem Partner begleite, aber dennoch ist es merkbar, wie die wachsende Selbstständigkeit auch uns als Eltern neue Freiräume schafft. 

Sportlicher Ausgleich für mich ist Yoga abends vorm Schlafen gehen oder jetzt im Sommer Schwimmen im See. In der Schulzeit fahre ich überall mit meinem Rennrad hin, das schont die Umwelt und fördert die Regeneration.

Da die Arbeit als Lehrerin ebenfalls eine Lebensaufgabe ist, die man meiner Meinung nach nur mit voller Leidenschaft und Hingabe bewältigen kann, ist es gut, wenn man es schafft, seine Interessen und Hobbys mit in den Unterricht zu integrieren, wie Sprache und Sport, um die eigene Begeisterung mit seinen SchülerInnen zu teilen. Kreativ werden kann man auf jeden Fall immer, wenn es darum geht, den Unterricht besonders abwechslungsreich und spannend zu gestalten. 

Letzte Frage: Olympia in Paris bewegte die Menschen. Waren diese für Sie von Interesse?

Jette Körner: Auf jeden Fall. Es ist jedes Mal faszinierend anzusehen, zu welchen Höchstleistungen wir Menschen fähig sind!

Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute sowie maximale Erfolge!

Die Fragen stellte: M.Michels