Eine gebürtige Schwerinerin, die für Australien startet, Vanessa Low, Jahrgang 1990, sprang am 2.September 2021 mit Weltrekord von 5,28 Metern bei den Paralympics 2021 in Tokyo zu Weitsprung-Gold (Handicap-Klasse T 63). Zwei Tage später hatte dann eine gebürtige Neubrandenburgerin, die Mitglied eines Greifswalder Vereines ist, an gleicher Stelle goldene Momente...

Der 4.September 2021 war für Lindy Ave wahrlich ein besonderer Tag. Bei strömendem Regen spurtete die gebürtige Neubrandenburgerin, die für die HSG Uni Greifswald startet, im Olympiastadion in Tokyo über 400 Meter (Handicap-Klasse T 38) mit Weltrekord von 1.00,00 Minuten zu Gold... Die vorläufige Krönung der sportlichen Laufbahn von Lindy Ave, die 2010 begann und eng mit den Trainerinnen/Trainern Christina Dittmer, Dr. Peer Kopelmann und Heike Kemmler-Westphal verbunden ist.

Nachgefragt bei Lindy

Lindy über die Paralympics 2021 in Tokyo, die Auswirkungen der Pandemie auf die Paralympics, die Situation/Stimmung vor Ort, zur Bilanz des deutschen Teams, neue Ziele und die Situation paralympischer Leistungssportler in Deutschland

"Sollte mehr Möglichkeiten geben, Hochleistungssport und Beruf in Einklang zu bringen..."

Frage: Herzlichen Glückwunsch zu Gold, Lindy. Wie verlief das 400 Meter-Rennen aus Deiner Sicht? Wie waren die ersten 100 Meter und wie war es dann auf den letzten 100 Metern...

Lindy Ave: Die Bedingungen mit dem Regen kamen mir entgegen. Ich hatte mir vorher eine Taktik zurecht gelegt. Da ich viele schnelle Gegnerinnen vor mir hatte, konnte ich mich orientieren und das Rennen kontrolliert angehen. Die letzten 100 Meter waren sehr schwer, aber ich habe versucht, das Tempo noch einmal zu erhöhen, um als Erste ins Ziel zu kommen.

Frage: Die Corona-Pandemie beeinflusste die Spiele, ob Olympia oder Paralympics, sehr negativ. Aber auch die Vorbereitungen litten ja unter den Corona-Auflagen... Wie sah Deine Vorbereitung auf Tokyo aus?

Lindy Ave: Mir kam die Verschiebung der Paralympischen Spiele ins Jahr 2021 entgegen, da ich so meine Verletzung aus dem Jahr 2019 auskurieren konnte. Seit Dezember 2020 trainierte ich kontinuierlich. Als Bundeskader war es mir möglich, auch während des Lockdowns im Winter in der Halle zu trainieren. Dort haben wir das Training erweitert, mehr Krafttraining und eine wöchentliche Yoga-Einheit für mehr Beweglichkeit gemacht. In der direkten Vorbereitung gab es mehrere Trainingslager vom DBS. Ab Mai nahm ich an mehreren Wettkämpfen teil, um mich für die Paralympischen Spiele zu qualifizieren. Ein erster Höhepunkt waren dabei die Europameisterschaften in Bydgoszcz.

Frage: Wie war das ganze Drumherum in Tokyo. Du warst ja nun längere Zeit in Japan, hattest Einsätze über 100 Meter (Bronze), der Mixed-Staffel (fünfter Rang) und eben über die 400 Meter. Gab es Möglichkeiten, Tokyo trotz aller Widrigkeiten etwas kennen zu lernen? Wie war es im Paralympischen Dorf?

Lindy Ave: Die Corona-Auflagen im Paralympischen Dorf waren sehr streng. Zu unseren Trainingsstätten wurden wir mit einem Shuttle Service gefahren. Für private Unternehmungen durften wir das Dorf nicht verlassen. Das war sehr schade, weil man dadurch das Land und die Menschen dort nur wenig kennenlernen konnte. Leider konnte ich auch an der Abschlussfeier nicht teilnehmen, weil mein Rückflug schon am nächsten Tag nach dem 400 Meter Lauf war.

Frage: Die Bilanz des paralympischen Teams aus Deutschland war eher mau. Was müsste sich aus Deiner Sicht ändern, dass Deutschland im Sport wieder erfolgreicher wird?

Lindy Ave: Aus meiner Sicht sollte es eine gezielte Sportförderung geben. Für Leistungssportler muss es berufliche Perspektiven auch nach dem Karriereende geben - und mehr Möglichkeiten Hochleistungssport und Beruf in Einklang zu bringen.

Letzte Frage: Welche Ziele peilst Du bis Paris 2024 an? Und: Welche beruflichen Ambitionen hast Du? Welche weiteren Hobbys gibt es?

Lindy Ave: Bis 2024 möchte ich an den Weltmeisterschaften im kommenden Jahr und an den Europameisterschaften 2023 teilnehmen. Außerdem freue ich mich jetzt darauf, wieder mehr Zeit mit meinem Hund zu verbringen.

Dann weiterhin maximale Erfolge, beste Gesundheit und alles erdenklich Gute!

 

Die Fragen stellte: M.Michels.