Bei den Winterspielen 2022 fuhr Deutschland mit der Welt Schlitten. Im Skeleton, im Rennrodeln und im Bobsport holten die deutschen Sportlerinnen und Sportler neun von zehn Goldmedaillen. Laura Nolte, Jahrgang 1998, Sportsoldatin, Studentin der Wirtschaftspsychologie, die zwischen Januar 2020 und Januar 2022 acht Weltcup-Siege feierte, bei den WM 2022 zweimal Bronze errang und bei den EM 2021/22 Gold, Silber bzw. Bronze schaffte, dazu bereits 2016 bei den Olymoischen Jugend-Winterspielen 2016 in Lillehammer mit dem Monobob auf Rang eins fuhr, holte mit ihrer Anschieberin Deborah Levi Gold im Zweier-Bob und belegte dazu mit dem Mono-Bob einen hervorragenden vierten Rang.

Wie ist die Gemütslage derzeit bei Laura?

Nachgefragt: Laura über die Winterspiele 2022 in Peking, ihre dortigen Wettkämpfe, die Zeit nach Peking, neue Herausforderungen und weitere Ziele

„Sind derzeit auf `Wolke 7`...“

Frage: Die Winterspiele in Peking liegen inzwischen fünf Wochen zurück. Seitdem ist viel geschehen. Wie ist derzeit bei Ihnen persönlich wie sportlich die Gemütslage? Genießen Sie Ihren Olympiasieg?

Laura Nolte: Die Gemütslage ist natürlich sehr, sehr gut. Olympia war ein super-krasses Erlebnis und wir sind so ungemein happy, wie es ausgegangen ist. Wir können es immer noch nicht so richtig fassen, dass wir tatsächlich Olympiasiegerinnen sind. Wir sind derzeit – sozusagen – „auf Wolke 7“. … Die Winterspiele 2022 waren für uns ein Top-Erlebnis! Momentan versuchen wir, den Olympiasieg zu genießen. Allerdings haben wir gegenwärtig sehr viele Termine mit vielen Ehrungen. Das berührt uns sehr, weil es ein besonderes Zeichen der Wertschätzung gegenüber unseren gezeigten Leistungen in Peking ist.

Frage: Wie war nun Winter-Olympia in Peking unter Pandemiebedingungen und besonderen politischen Gegebenheiten. Medial wurden diese Spiele ja fast ausschließlich negativ betrachtet…

Laura Nolte: Sicher, die politischen Gegebenheiten waren alles andere als optimal und die Auswirkungen der Corona-Pandemie mit den strengen Bestimmungen vor Ort taten ein übriges – wir hatten täglich einen PCR-Test (was zur gesundheitlichen Sicherheit aller Athletinnen und Athleten ja sein musste) – aber dennoch: Peking war für uns sportlich ein sehr positives Erlebnis. Es war alles super geregelt, es hat alles reibungslos funktioniert. Wir persönlich konnten in unserer „Bubble“ nichts Negatives feststellen.

Frage: Wie gestalteten sich Bedingungen vor Ort für die Bob-Asse? Wie ist Ihre Meinung zum gigantischen Eiskanal der Winterspiele?

Laura Nolte: Die Gegebenheit für uns mit der Bob-Bahn waren erstklassig. Die Bahn war bestens hergerichtet. Ab dem ersten Training hatten wir super Eis und hervorragende Bedingungen. Wir können uns in dieser Hinsicht nicht beklagen. Die Bahn ist dabei wirklich der Wahnsinn – überhaupt mit keiner anderen Bahn vergleichbar, in der ich bisher gefahren bin. Die Baukonstruktion ist schon sehr gigantisch. Es hat richtig Spass gemacht, auf dieser Wettkämpfe zu bestreiten. Letztendlich ist es schon eine technisch knifflige Bahn, wenn man aber auf dieser einen guten Lauf hat, ist es echt cool.

Frage: Wie lautet Ihr persönlicher sportiver Rückblick auf Peking – im Hinblick auf den Mono-Bob und den Zweier-Bob?

Laura Nolte: Der Ausgang des Mono-Bob-Wettbewerbs war schon enttäuschend. Es hatte sich in der Saison 2021/22 schon angedeutet, dass es für mich dort schwieriger sein würde als im Zweier-Bob. Allerdings: Bei einigen Wettkämpfen im Mono-Bob stand ich bereits auf dem Podest. Zudem hatte ich mir nach dem ersten Lauf und nicht zuletzt nach den Trainingsläufen mehr erhofft. Es hätte wahrlich ein besseres Ergebnis sein können – wäre ich halt besser gefahren! Leider konnte ich in diesem Wettbewerb mein fahrerisches Können nicht so abrufen, wie gewünscht. Wir, zusammen mit den Trainern, hatten uns vorher die Bahn so gut erarbeitet. Das Material hatte gestimmt. Um so motivierter schaue ich nun den nächsten Wettbewerben im Mono-Bob entgegen, auf die kommende Saison 2022/23, die WM 2023 und vor allem Winter-Olympia 2026!

- Mein Resümee zum Zweier-Bob-Wettkampf in Peking… Da ist nicht viel zu sagen! Besser hätte es nicht laufen können. Die Vorbereitung durch die Trainer war optimal, das Material top, die Startzeiten stimmten, die Fahrten waren sehr gut und auch mental blieben wir stabil. Wir waren stark und hatten auch unseren Spass!

Frage: Die legendäre und unverwüstliche Kaillie Humphries triumphierte 2022 im Mono-Bob. Seit 16 Jahren ist die gebürtige Kanadierin erfolgreich… Was zeichnet aus Ihrer Sicht Kaillie aus? Streben Sie „Ähnliches“ an?

Laura Nolte: Kaillie bringt sehr, sehr viel Expertise für den Bobsport mit. Sie ist ja schon lange dabei und besitzt eine große Erfahrung, die sie vor allem im Mono-Bob-Wettbewerb ausspielen konnte. Der Mono-Bob war erstmals im olympischen Programm und ist eine noch relativ junge Disziplin, in der wir alle noch vergleichsweise wenige Fahrten aufweisen und Kaillie kam mit dieser „frischen“ Disziplin nun einmal am besten zurecht. Sie ließ sich durch nichts bzw. niemanden beeindrucken und zog ihr „Ding“ durch. Kaillie hat zudem ein heftiges Fahrgefühl und das ist ihre markante Stärke… Sie ist wahrscheinlich nach wie vor die beste Fahrerin in unserer „Bob-Familie“. Selbstverständlich möchte ich ihr „nacheifern“. Ich bin noch jung, weiss, was ich kann und dass ich es kann. Mit dem Erfolg im Zweier-Bob habe ich ja gezeigt, wohin die Reise gehen kann und meine Leistungsstärke unter Beweis gestellt.

Frage: In M-V gab es auch schon eine Reihe erfolgreicher Bob-Sportler, wie den Rüganer Meinhard Nehmer, den Neubrandenburger Ulf Hielscher, den Güstrower Torsten Voss (der als Leichtathlet für den SC Traktor Schwerin startete), den Stralsunder Carsten Embach, die Wahl-Neubrandenburgerin Petra Lammert oder den Anklamer Marko Hübenbecker. Gab es zum Anfang Ihrer noch jungen Karriere Vorbilder, von denen Sie sich inspirieren ließen?

Laura Nolte: Spezielle Vorbilder hatte ich eigentlich nicht. Ich habe immer versucht, meinen eigenen Weg zu finden bzw. zu gehen. Klar gibt es bei den Bob-Sportlern einige, die mich inspirieren, aber nicht „im Rang“ eines Vorbildes.

Frage: Winter-Olympia, auch die Winter-Paralympics sind Vergangenheit. Der olympische wie paralympische Friede wurde gebrochen, die Welt gerät aus den Fugen. Eigentlich sind doch die Bob-Athletinnen und -Athleten eine große Familie. Wie war und ist das Miteinander?

Laura Nolte: Das Verhältnis untereinander war bei den Winterspielen 2022 sehr gut. Wir haben uns alle super verstanden. Wir sind schon eine echte „Bob-Familie“.

Letzte Frage: Wie geht es nun für Sie und für Debbie persönlich, sportlich und beruflich weiter?

Laura Nolte: Erst einmal gibt es noch – im Nachklang zu Peking – einige Termine für uns. Wir hatten aber auch schon relaxen können, waren im Urlaub. Dann ist noch etwas „Ruhe“ angesagt, denn bald geht es mit dem Training weiter. Ich möchte in diesem Sommer meine Bachelor-Arbeit fertigstellen und auch Debi schreibt noch eine wissenschaftliche Hausarbeit, so dass wir hoffen, unsere Studien 2023 erfolgreich zum Ende zu bringen. Sportliche Ziele sind sehr gute Resultate beim Weltcup und den WM 2023. Das nächste ganz große sportliche Highlight sind dann die Heim-WM 2024 in Winterberg für uns!

Vielen Dank und weiterhin alles erdenklich Gute für Euch – sportlich, beruflich und persönlich!

Weitere Informationen über das Bobteam Laura Nolte unter: https://www.bobteam-nolte.de/

 

M.Michels