Das erste ballsportliche Highlight in diesem Jahr ist die 28.Ausgabe einer WM im Hallen-Handball vom 11. bis 29.Januar 2023 in Polen und Schweden. 
Ein deutsches Team ist natürlich mit dabei und spielt in der Vorrunden-Gruppe E gegen Katar, Serbien sowie Algerien und strebt die elfte Medaille in der WM-Geschichte des Herren-Hallenhandballsportes an. Bereits die WM-Premiere vor 85 Jahren gewann eine deutsche Auswahl (1938).

Es folgten 1978 WM-Titel Nummer zwei (Westdeutschland) und 2007 Nummer drei (vereintes Deutschland). Dazu gab es noch Olympia-Gold 1980 für Deutschlland-Ost, also die DDR (dazu unter anderem auch Olympia-Gold im Feldhandball für das Deutsche Reich 1936).

Die erfolgreichsten Mannschaften bei Hallenhandball-WM-Turnieren der Männer sind bis dato Frankreich (sechs Titel), Schweden bzw. Rumänien (je vier Titel) sowie Deutschland bzw. Russland (einschl. UdSSR / je drei Titel). Titelverteidiger ist Dänemark, das die letzten beiden Turniere 2019 und 2021 für sich entschied.

Vor fast 50 Jahren, 1974, wurde bei der achten Hallenhandball-WM, damals war die DDR Gastgeber-Land, auch in Schwerin, Wismar und Rostock bester Handballsport geboten. Am Ende siegte Rumänien vor der DDR, Jugoslawien und Polen.

Bereits 16 Jahre zuvor, 1958, war die DDR Gastgeber der dritten Handball-WM, u.a. mit dem Spielort Rostock, und dem Sieger Schweden.

MV und Handball

Überhaupt... M-V und Handball. Das ist bekanntlich ohnehin eine Erfolgsgeschichte. So konnten bislang 16 Mecklenburger und Vorpommern, seit fast 60 Jahren, seit 1958 Medaillen bei Hallen-WM im Handball erkämpfen: Die ersten WM-Medaillen für M-V wurden vor fast 60 Jahren erspielt. 1958 gab es Bronze für Hans Beier, Hans-Jürgen Hinrichs, Klaus-Dieter Matz, Günter Mundt und Wolfgang Niescher, der zeitweise bei Wissenschaft Greifswald bzw. beim SC Empor Rostock spielte.

Fünf Jahre später, 1963 bei den Feldhandball-WM in der Schweiz, gab es Gold für die DDR-Auswahl mit MV-Beteiligung: Klaus Prüsse vom SC Empor Rostock und der gebürtige Rostocker Klaus Langhoff waren im goldenen DDR-Team aktiv. Außerdem war der spätere DDR-Nationaltrainer Paul Tiedemann, der die Olympiasieger-Mannschaft von 1980 mit den Rostockern Frank-Michael Wahl und Hans-Georg Jaunich, Mitglied des 1963er Teams.

Bereits 1959 Feldhandball-WM-Gold für M-V

Zwei ehemalige Empor-Spieler, Wolfgang Niescher und Klaus-Dieter Matz, hatten weltmeisterliche Feldhandball-Momente zudem bereits 1959 mit der gesamtdeutschen Auswahl in Österreich erlebt. 

Weitere WM-Hallenhandball-Höhepunkte aus MV-Sicht

1970 folgte Silber für Klaus Prüsse, Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, Gerhard Gernhöfer, Peter Randt, Klaus Franke, Dieter Neiling sowie Josef Rose, 1974 wurden Reiner Ganschow, Wolfgang Böhme, Josef Rose bzw. Dieter Neiling Vize-Weltmeister hinter Rumänien und jeweils Bronze erspielten 1978 Frank-Michael Wahl, Wolfgang Böhme bzw. Helmut Wilk und 1986 Rüdiger Borchardt zusammen mit Frank-Michael Wahl.

An den WM-Goldenen beteiligt

Ansonsten waren mecklenburgische bzw. vorpommersche Handballspielerinnen bzw. -spieler auch an den WM-Erfolgen der Frauen 1971, 1975, 1978 bzw. 1993 und dem WM-Erfolg der Herren 2007 – hier zumindest „latent“ durch Stefan Schröder aus Schwerin – beteiligt.

Bei Olympia ebenfalls stark dabei

Bei den olympischen Hallen-Handball-Turnieren der Herren gab es ebenfalls schon einige großartige Erfolge, so den Olympiasieg für die DDR in Moskau 1980 (wie erwähnt Frank-Michael Wahl und Hans-Georg Jaunich), das Olympia-Silber für Westdeutschland in Los Angeles 1984, das Olympia-Silber für das vereinte deutsche Team in Athen 2004, Olympia-Bronze 2016 sowie die vierten Plätze für die DDR in München 1972 (mit Reiner Ganschow, Klaus Langhoff, Peter Larisch, Peter Randt und Josef Rose) und Westdeutschland in Montreal 1976.

Im Blickfeld: Das Herren-Olympia-Turnier 1980

Viel Spannung, hochklassige Spiele und ein dramatisches Finale kennzeichneten das olympische Finale im Herren-Handball 1980. So starteten in Gruppe A die DDR, Ungarn, Spanien, Polen, Dänemark und Kuba. Und in Gruppe B trafen die UdSSR, Rumänien, Jugoslawien, die Schweiz, Algerien und Kuweit aufeinander.
Zwischen dem 20.Juli und 28.Juli dauerte die olympische Vorrunde: Die DDR setzte sich zunächst mit 24:20 gegen Spanien durch, spielte 14:14 gegen Ungarn, gewann dann die restlichen Partien gegen Kuba mit 27:20, Polen mit 22:21 und Dänemark mit 24:20, was Rang eins bedeutete. Die UdSSR setzte sich ihrerseits in Gruppe B durch, womit dem „Traum-Finale“ DDR gegen Gastgeber UdSSR nichts mehr im Wege stand.

Am 30.Juli 1980 war es dann so weit. Vor einer atemberaubenden Zuschauer-Kulisse, die die sowjetische Auswahl förmlich nach vorn peitschte, mußte die DDR mit den Rostockern Hans-Georg Jaunich und Frank-Michael Wahl bestehen – was ihr gelang. In einem an Spannung, Dramatik und Emotionen nicht mehr zu überbietendem Spiel setzte sich die DDR mit 23:22 nach Verlängerung gegen den „Großen Bruder“ durch.

Fast 10.000 Zuschauer verfolgten dabei die olympischen Handball-Turniere der Herren und Damen 1980. Der Pole Jerzy Klempel wurde mit 44 Toren bester Werfer vor dem Schweizer Ernst Züllie mit 40 Toren und Vasile Stinga aus Rumänien mit 36 Toren. Frank-Michael Wahl kam auf 33 Tore.

Einer, der eigentlich dazu gehörte und nicht dabei sein durfte, war der erwähnte Wolfgang Böhme, Jahrgang 1949. Er mußte sich das Spiel im TV anschauen und das als langjähriger Kapitän des DDR-Teams… Wenn die Politik in den Sport eingreift, ist noch nie etwas Sinnvolles entstanden – im Gegenteil. Karrieren und Menschen wurden zerstört, der Sport als Mittel zum Zweck degradiert und als „wirtschaftlicher Faktor“ betrachtet.

 Weitere bekannte Handballspieler aus M-V bei Olympia 

Der gebürtige Güstrower Holger Schneider, der zeitweise unter anderem beim SC Empor Rostock und beim SV Post Schwerin spielte, war bei zwei olympischen Hallen-Handball-Turnieren Akteur, so bei den Spielen 1988 als die DDR Platz sieben belegte und auch 1992 in Barcelona als die vereinigte deutsche Auswahl Platz zehn erreichte. 1988 bzw. 1992 war auch unter anderem der gebürtige Warnemünder Matthias Hahn Mitglied des deutschen Teams sowie Goalie Michael Krieter, der von 2000 bis 2002 beim SV Post Schwerin aktiv war, und der Olympiasieger von 1980, Frank-Michael Wahl, war außerdem in den Olympia-Mannschaften 1988 bzw. 1992. Nicht zuletzt: Der gebürtige Schweriner Wolfgang Braun, unter anderem Hamburger SV, wurde bei Olympia 1972 mit der westdeutschen Auswahl Sechster.

So am Rande

Hans-Jürgen Hinrichs, der 1933 im mecklenburgischen Rodenwalde geboren wurde, gehörte auch zum gesamtdeutschen Aufgebot bei den WM 1961 in Westdeutschland als die gesamtdeutsche Mannschaft Vierter wurde.

Sogar für „Team U.S.A.“ stand Jürgen Hinrichs im Tor – bei den WM 1964 in der Tschechoslowakei. Allerdings kamen die US-Boys mit dem mecklenburgischen Goalie nicht über die Vorrunde hinaus, mußten Niederlagen gegen die DDR mit 9:20, gegen Jugoslawien mit 3:22 und gegen Westdeutschland mit 13:24 hinnehmen. Was aber nicht an Jürgen Hinrichs gelegen hat …

- Nun steht allerdings die 28.Hallenhandball-WM der Herren im Blickpunkt - Erfolge der Vergangenheit zählen dabei nicht viel.

 
M.Michels