Paris ist 2024 nicht nur die Hauptstadt Frankreichs, sondern zugleich auch die "Hauptstadt der Sportwelt". Vom 26.Juli bis 11.August gibt es zunächst die Olympics, dann zweieinhalb Wochen später, vom 28.August bis 8.September, folgen die Paralympics.
Seit 1960, seit den Paralympics in Rom, ist dabei das Rollstuhlfechten paralympische Disziplin. Und auch Mecklenburg-Vorpommern hatte in der Vergangenheit schon sehr erfolgreiche Rollstuhl-Fechterinnen und Rollstuhl-Fechter bei den Paralympischen Spielen. 2004 in Athen wurde Daniela Rossek (MSC Waren/Müritz), Jahrgang 1976, einmal Fünfte bzw. zweimal Sechste in den Wettkämpfen mit Florett und Degen. In London 2012 schaffte Simone Briese-Baetke, Jahrgang 1966, TuS Makkabi Rostock, Silber mit dem Degen und Platz fünf mit dem Florett. Vier Jahre später in Rio 2016 folgten Rang vier mit dem Degen und Rang neun mit dem Florett. Balwinder Cheema, Jahrgang 1979, ebenfalls TuS Makkabi Rostock, belegte in Rio 2016 einen guten neunten Platz mit dem Säbel. Und in Tokyo folgte Sylvi Tauber, Jahrgang 1979, auch TuS Makkabi Rostock, mit Rang acht mit dem Säbel.
Sowohl Balwinder Cheema als auch Sylvi Tauber haben Paris 2024 fest im Blick.
So erreichte Balwinder Cheema bei den beiden letzten großen Meisterschaften, der EM 2022 und der WM 2023, sehr beachtliche Platzierungen. In den Team-Wettbewerben der EM 2022 gab es Platz vier (Säbel) sowie jeweils Rang sechs (Degen, Florett). Ein Jahr darauf, bei den WM, erkämpfte Balwinder mit den deutschen Teams Rang sechs (Florett) und Rang sieben (Säbel). Sylvi Tauber überzeugte in den Einzel-Wettbewerben ebenfalls bei den EM 2022, jubelte über Bronze mit dem Degen und kam auf Rang neun mit dem Säbel.
Nachgefragt bei Sylvi:
Sylvi Tauber über Aktuelles und Kommendes
"Hoffe auf eine Teilnahme in Paris..."
Frage: Sie sind nun schon einige Jahre beim Rollstuhlfechten... Wie gelangten Sie zum Rollstuhl-Fechten? Wann wussten Sie für sich, dass es Ihre Sportart ist?
Sylvi Tauber: Ich betrieb vorher Rollstuhl-Rugby und hatte in der Sportart Rollstuhl-Rugby alles erreicht, was ich gesundheitlich erreichen konnte. Ich brauchte daher eine neue Herausforderung. Da ich Alexander Bondar, Cheftrainer des Deutschen Behindertensportverbandes und Landestrainer des Verbandes für Behinderten- und Reha-Sport M-V, von anderen gemeinsamen Aktivitäten im Sport kannte, bin ich zu ihm gegangen.
Frage: Sie können zahlreiche sehr gute Ergebnisse bei nationalen und internationalen Turnieren vorweisen. Welches war für Sie Ihr bis dato schönster Wettkampf?
Sylvi Tauber: Ich hatte viele schöne Wettkämpfe. Welcher der Wettkampf war ganz besonders war, kann ich nicht wirklich sagen. Die verschiedenen Wettkämpfe haben alle etwas Schönes und Interessantes. Man lernt bei jedem Wettkampf etwas Neues, auch außerhalb des Wettkampfes.
Frage: Die Paralympics 2021 waren eher schwierige Paralympics - nicht nur wegen der extremen Beschränkungen der Corona-Pandemie. Auch organisatorisch lief nicht alles reibungslos. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Tokyo 2021?
Sylvi Tauber: Ja, Tokyo war sehr schwierig für mich, aber ich denke nur an die guten Zeiten, die wir in der Unterkunft hatten, zurück. Und gern erinnere ich mich an die sehr gute Unterstützung meines Trainers! Als es mir im Wettkampf gesundheitlich nicht gut ging, half er mir selbstlos (Er durfte mir – coronabedingt – eigentlich nicht helfen, tat es dennoch und kassierte dafür eine „schwarze Karte“.).
Letzte Frage: Was sind Ihre Zielstellungen für das paralympische Jahr 2024?
Sylvi Tauber: Ich würde sehr gern an den Paralympics teilnehmen – und hoffe, dass es dieses Mal keinerlei Beschränkungen oder Einschränkungen geben wird, wie noch coronabedingt in Tokyo.
Vielen Dank, alles erdenklich Gute und maximale Erfolge 2024!
Fechten ist seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 im olympischen Programm. Damals standen drei Wettbewerbe auf dem Programm. Die Goldmedaillen gingen seinerzeit an Griechenland (Ioannis Georgiadis/Säbel und Leonidas Pyrgos/Florett für Fechtmeister) sowie Frankreich (Eugene-Henri Gravelotte/Florett). Die Frauen durften hingegen erst ab 1924 in Paris auf die olympische Planche – im Wettbewerb im Damen-Florett. Die Goldmedaille erkämpfte sich die Dänin Ellen Osiier. Zweimal war Paris Austragungsort olympischer Fecht-Konkurrenzen – 1900 und 1924. In Paris 1900 waren Frankreich (fünf Goldene) sowie Italien bzw. Kuba (je eine Goldene) am besten. 24 Jahre später, 1924, holte Frankreich dreimal Gold. Je eine Goldmedaillen erkämpften Italien, Dänemark, Ungarn und Belgien.
Am erfolgreichsten waren bislang Italien (129 Medaillen, 129 x Gold), Frankreich (123 Medaillen, 44 x Gold), Ungarn (90 Medaillen, 38 x Gold) und Russland/SU/CIS (91 Medaillen, 35 x Gold). Für Deutschland gab es bis dato 42 Medaillen, darunter 13 Goldene.
M-V-Fechter unter den olympischen Ringen
Vor 44 Jahren, beim olympischen Fecht-Turnier 1980 in Moskau, nahm auch ein gebürtiger Rostocker, Jahrgang 1953, für den SC Dynamo Berlin startend, an den Spielen teil: Gerd May. Und dazu ein weiterer gebürtiger Mecklenburger: Hartmuth Behrens, Jahrgang 1951, in Rüterberg, heutiger Landkreis Ludwigslust-Parchim, geboren.
Die Beiden gehörten zu den 14 Fechterinnen und Fechtern, welche die DDR für Moskau 1980 nominiert hatte – im Florett-Fechten Hartmuth Behrens, Klaus Kotzmann, Klaus Haertter, Siegmar Gutzeit bzw. Andrian Germanus, im Säbel-Fechten Rüdiger Müller, Hendrik Jung, Peter Ulbrich, Frank-Eberhard Höltje sowie Gerd May und im Florett-Fechten der Damen Mandy Niklaus, Gabriele Janke, Sabine Hertrampf bzw. Beate Schubert.
Insgesamt nahmen 182 Fechterinnen und Fechter am Olympia-Turnier 1980 teil. Die erfolgreichsten Teams stellten seinerzeit Frankreich (4 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze) und die Sowjetunion (3 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze). Beste Fechterin bzw. bester Fechter in Moskau waren Pascale Trinquet (Frankreich, Florett-Frauen, 2 x Gold), Wiktor Krowopuskow (Sowjetunion, Säbel, 2 x Gold) und Wladimir Smirnow (Sowjetunion, Florett sowie Degen, 1 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze).
Das DDR-Säbel-Team der Herren mit Gerd May belegte hinter der Sowjetunion, Italien, Ungarn, Polen, Rumänien und vor Kuba sowie Bulgarien einen guten sechsten Platz.
Hartmuth Behrens wurde 1980 im Florett-Einzel Neunter und mit der DDR-Florett-Mannschaft Vierter.
Weitere Olympia-Fechter aus M-V
Mecklenburg-Vorpommern ist ja ohnehin eine „heimliche“ Fecht-Hochburg. Erfolgreiche Fechter „Made in M-V“ gibt es einige. Eckhard Mannischeff, Jahrgang 1943, gebürtiger Wismarer, kämpfte 1972 mit dem Degen für die DDR. Der Neustrelitzer Reinhard Münster war ebenfalls 1972 olympischer Fechter der dänischen Mannschaft. Bernd Uhlig, Jahrgang 1942, in Wiek auf Rügen geboren, war 1968 und 1972 auf der olympischen Planche aktiv.
Ein Fechter hatte hingegen seine Heimat in der Nähe Schwerins, in Seehof. Franz Rompza, Jahrgang 1934, glänzte 1964 und 1968 bei Olympia im bundesdeutschen Degen-Team, das 1964 Rang sechs und 1968 Rang vier belegte.
Degenfechter aus Tessin
Auch ein gebürtiger Tessiner war im olympischen Fechtsport aktiv. So war Horst Melzig, Jahrgang 1940, Mitglied der DDR-Degenfechtmannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
Marko Michels
Foto Marko Michels: Fechten bei der Schweriner Fechtgesellschaft (im Schweriner Schlossgarten).
