Malin Hansen-Hotopp, die Vize-Europameisterin mit der deutschen Mannschaft 2023 und Siegerin des Vier-Sterne-Langprüfung in Blenheim, GB , strebt - wie Springreiter Andre Thieme - aus MV-Sicht ebenfalls nach Paris. Und Malin, Jahrgang 1977, zeigte sich in der Saison in bester Verfassung, belegte Rang vier bei der Fünf-Sterne-Prüfung in Kentucky Ende April.
Mit ihrem fabelhaften Holsteiner Schimmel Carlitos Quidditch K könnte die pferdesportliche Amazone, die aus Schleswig-Holstein stammt, sich M-V als Wahlheimat aussuchte, in Gransebieth (Landkreis Rügen-Vorpommern) wohnt und für den Club der Vielseitigkeitsreiter Insel Usedom e.V. startet, ebenfalls beim olympischen Wettkampf 2024 vorn dabei sein.
Und Deutschland hat bekanntlich eine große olympische Tradition im Vielseitigkeitsreitsport, der seit 1912 in Stockholm auf dem olympischen Programm steht. Erster Olympiasieger 1912 wurde der Schwede Axel Nordlander auf "Lady Artist", Silber schaffte hingegen Friedrich Leopold Harry von Rochow auf "Idealist" aus deutscher Sicht. Im Team-Wettkampf gewann ebenfalls Schweden vor Deutschland. Der erste deutsche Olympiasieger im Vielseitigkeitsreiten wurde indes der Mecklenburger Ludwig Fritz Ernst Stubbendorff auf "Nurmi" 1936 in Berlin, wobei er sich zudem Gold mit der deutschen Mannschaft sicherte.
Insgesamt folgten im Einzel noch vier weitere Goldmedaillen für deutsche Vielseitigkeitsreiter - 2008 durch Hinrich Romeike auf "Marius", 2012 bzw. 2016 durch Michael Jung auf "Sam" und - als erste Amazone in der Vielseitigkeit überhaupt - 2021 Julia Krajewski auf "Amande de B`Neville". In der Team-Wertung war Deutschland bei Olympia nach 1936 sowohl 1988 sowie 2008 als auch 2012 die Nummer eins.
Fast wäre der gebürtige Rostocker Christian Zehe vom Reit- und Fahrverein Groß Lüsewitz als zweiter Mecklenburger bei Olympia um die Medaillen in der Vielseitigkeit mit geritten. Kurz vor den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, für die Christian Zehe und sein "Gallus" bereits fest nominiert waren, starb sein großartiger "Gallus" jedoch...
Nun ruhen die pferdesportlichen Hoffnungen aus M-V bei Olympia 2024 auf Andre Thieme und Malin Hansen-Hotopp.
Nachgefragt bei Malin Hansen-Hotopp
Malin Hansen-Hotopp über die bisherige Saison, ihren Weg zum Vielseitigkeitsreiten und nach M-V und ihren Ausnahme-Schimmel
"Es war Frühprägung..."
Frage: Frau Hansen-Hotopp, sieben Wochen vor Olympia... Wie beurteilen Sie die bisherige Saison aus Ihrer Sicht?
Malin Hansen-Hotopp: Unsere Saison ist bisher sehr gut verlaufen, allerdings sind wir seit der Teilnahme der langen und anspruchsvollen Prüfung in Lexington nicht mehr an den Start gegangen. Carlitos Quidditch hat drei Wochen pausiert und wurde dann weitere drei Wochen locker bewegt. Der vierte Platz in Kentucky war für uns ein grandioser Erfolg.
Frage: Seit 2006 ist M-V, Gransebieth, Ihre Wahlheimat. Was waren die Gründe für Ihren Wechsel nach M-V?
Malin Hansen-Hotopp: Mein Mann Thomas und ich sind Landwirte. Als wir seinen elterlichen Betrieb in Niedersachsen übernommen haben, hatten wir beide das Gefühl, dass es uns nicht erfüllen würde, diesen einfach weiter zu führen und nur wenig Entwicklungsmöglichkeiten zu sehen. Wir waren beide als Erntehelfer in MV und hatten große Lust einen neuen Schritt zu wagen. Mit viel Glück bekamen wir den Betrieb in Kirch Baggendorf zum Kauf angeboten.
Frage: Was ist für Sie das Besondere, das Faszinierende am Vielseitigkeitsreitsport? Wann wussten Sie für sich: Die Vielseitigkeitsreiterei muss es sein...
Malin Hansen-Hotopp: Da mein Vater schon für die Vielseitigkeit brannte - er war Trainer, Richter, Gelände-Aufbauer und Pferdemann durch und durch - stellte sich nie die Frage, ob es die Vielseitigkeit sein sollte, es war Frühprägung...
Frage: "Carlos Quidditch K" ist ein echter Ausnahme-Schimmel. Was zeichnet ihn aus?
Malin Hansen-Hotopp: Sein unbändiger Willen, alles richtig zu machen, seine Energie und das große Springvermögen!
Vielen Dank und alles erdenklich Gute in Richtung Paris!
Übrigens: Mit Dr. Saskia Deutz, Jahrgang 1973, SV Robinson Fleesensee, strebt 2024 ebenfalls eine Para-Dressurreiterin aus M-V zu den Spielen in Paris - zu den PARALYMPICS. Die ambitionierte Reitsportlerin belegte bei den letzten Paralympics 2021 in Tokyo Rang 6 (Einzel) und Rang sieben (Team) auf ihrer Hannoveraner Stute Soyala. Saskia, die in Berlin geboren wurde, Anfang der 2000er Jahre nach M-V, nach Rügen, wechselte und sich 2006 für den Dressursport entschied, konnte 2024 ebenfalls bereits gute Erfolge feiern. Beim internationalen Para-Dressur-Turnier Ende April in Fontainebleau (Frankreich) gab es Rang drei im Team und Rang vier im Einzel.