Mecklenburg-Vorpommern hat eine große Tradition im Kanu-Rennsport. Seit München 1972 gab es regelmäßig Edelmetall. Die erfolgreichsten Renn-Kanutinnen und Renn-Kanuten sind aus MV-Sicht mit jeweils drei olympischen Goldmedaillen Ramona Portwich, Anke von Seck, Andreas Dittmer und Rüdiger Helm. Eine olympisch Goldene hat auch der für den SC DHfK Leipzig startende, gebürtige Schweriner Peter Kretschmer, Jahrgang 1992, schon "in der Vitrine" - 2012 in London gab es Gold für ihn im Canadier-Zweier über 1000 Meter. Eine Schwerinerin, Sophie Koch, Jahrgang 1997, ehemals Kanurenngemeinschaft Schwerin, aktuell Rheinbrüder Karlsruhe, verpasste olympisches Edelmetall 2021 hingegen nur knapp - Rang vier im Canadier-Zweier über 500 Meter.
Was strebt Sophie nun für Paris 2024 an...
Nachgefragt bei der Schweriner Canadierin
Sophie über ihre Vorbereitung und Ziele für Paris, ihre beruflichen Ambitionen und ihr Leben neben dem Kanusport
"Es wird nie langweilig!"
Frage: Paris rückt näher - wie ist Dein Fahrplan bis zu den olympischen Wettkämpfen in Paris?
Sophie: Nicht nur dem Sport widme ich mich. Nebenbei steckte ich noch von September bis Februar in der Ausbildung in der Sportfördergruppe der Bundespolizei in Kienbaum. Das heißt, dass ich nur zwei Mal in dieser Zeit ins Trainingslager fahren konnte. Das war einmal in Sabaudia (Italien) im November und einmal in Belek (Türkei). Ansonsten habe ich nur in Kienbaum trainiert, weil ich in der Ausbildungszeit zu viel gefehlt hätte.
Frage: Wie sieht Dein Trainingsalltag sechs Monate vor den Spielen aus?
Sophie: Um 6:20 Uhr in der Früh aufstehen und dann geht es um 7 Uhr in den Unterricht bei der Bundespolizei. Dann ist meist Frühsport, bei dem ich mein erstes Training absolviere. Es folgt wieder Unterricht bis circa 14 Uhr. Folgend beginnt das Nachmittagstraining, das in der Regel aus zwei oder sogar drei Einheiten besteht. Danach wird dann noch einmal gelernt, da ich mich im Abschlussjahr befinde und demzufolge die Abschlussprüfungen anstehen. Und letztendlich fällt man um circa 22 Uhr oder etwas später sehr müde ins Bett...
Frage: Angenommen alles klappt mit der Olympiateilnahme... Was sind die Minimalziele für Paris?
Sophie: Mein Minimalziel wäre eine Final-Teilnahme im Canadier-Zweier.
Frage: Der Kanu-Rennsport wird meist nur bei Olympia so richtig wahrgenommen... Wie bewertest Du den Stellenwert Deines Sportes in Deutschland?
Sophie: Meiner Meinung nach bekommt der Kanu-Rennsport nicht die mediale Aufmerksamkeit, die er eigentlich verdient. Und das sage ich nicht aus Sicht einer Kanutin, sondern gemessen an den Erfolgen, wie Olympia- und WM-Medaillen, die das deutsche Team jedes Jahr bzw. alle vier Jahre auf's Neue einheimsen. Da haben wir so viele andere Sportarten, welche das bei weitem nicht schaffen, aber trotzdem medial deutlich besser dastehen als wir. Und das kann ich nicht so richtig nachvollziehen, wenn Kanu regelmäßig die erfolgreichste Sportart Deutschlands bei den Olympischen Spielen ist.
Letzte Frage: Immer nur Kanusport geht nicht... Wie sieht Dein Leben ohne Canadier aus?
Sophie: Ne, nur Kanusport, das geht tatsächlich nicht! Im ausbildungstechnischen und beruflichen Sinne bin ich nun "in trockenen Tüchern", weil ich die Abschlussprüfungen erfolgreich absolvierte und mich ab sofort Polizeimeisterin nennen darf. Weiterhin studiere ich zudem Psychologie, um nach dem Sport die berufliche Karriere einzuschlagen, die mich ausfüllt und glücklich macht. Nicht zuletzt liebe ich es natürlich, einfach etwas Zeit mit meinen Freunden, meinem Freund und mit meiner Familie zu verbringen und Dinge zu unternehmen: zusammen kochen, zeichnen/malen, ausgehen, fotografieren, Ausflüge machen. Es gibt so viele Sachen im Leben, die mir Freude bereiten, es wird nie langweilig.
Vielen Dank! Herzlichen Glückwunsch zur Polizeimeisterin und eine meisterliche Vorbereitung auf Olympia und meisterliche Leistung dann ebenfalls in Paris!
Die Fragen stellte: Marko Michels.