Paris ist 2024 nicht nur die Hauptstadt Frankreichs, sondern zugleich auch die "Hauptstadt der Sportwelt". Vom 26.Juli bis 11.August gibt es zunächst die Olympics, dann zweieinhalb Wochen später, vom 28.August bis 8.September, folgen die Paralympics.

Die gebürtige Neubrandenburgerin Lindy Ave, Jahrgang 1998, für den Verein Leichtathletik inklusiv Greifswald e.V. startend, möchte dann ebenfalls dabei sein - wie schon 2016 in Rio, als Lindy Vierte über die 4 x 100 Meter, Fünfte über die 100 Meter bzw. Sechste im Weitsprung, oder insbesondere 2021 in Tokyo, als die ambitionierte Athletin sogar Gold über die 400 Meter und Bronze über die 100 Meter erkämpfte - und damit die Erfolgsgeschichte von Leichtathletinnen und Leichtathleten aus M-V bei Paralympics fortsetzen.

Bei den IPC-WM in der Leichtathletik in Kobe im Mai 2024 konnte Lindy nach ihrer Baby-Pause wieder an ihre alte Leistungsstärke anknüpfen und Silber über 400 Meter und Rang vier über 100 Meter belegen.

Und Lindy dürfte ihre sportliche Bilanz in Paris weiter aufpolieren...

Nachgefragt bei Lindy, Jahrgang 1998, Leichtathletik inklusiv Greifswald

Lindy Ave über Aktuelles und Kommendes

"Möchte in Paris wieder Weltrekord laufen..."

Frage: In zweieinhalb Monaten beginnen die Paralympics in Paris. Wie ist der aktuelle Stand bei Ihnen, Lindy? Wie lief das Training bis? Wie klappt dabei die Doppelbelastung Sport-Kind?

Lindy Ave: Seit Beginn des Jahres trainiere ich täglich. Im Februar gab es die erste Qualifikationsmöglichkeit beim Grand Prix in Dubai. Dort habe ich die Qualifikationsnorm über 100 Meter knapp verfehlt. Nach diesem Wettkampf habe ich das Trainingspensum in Vorbereitung auf die Para Leichtathletik Weltmeisterschaft auf sieben Trainingseinheiten in der Woche erhöht. Die Doppelbelastung Sport-Kind erfordert dabei natürlich ein hohes Maß an Organisation.

Frage: Sie sind nun schon einige Jahre Leichtathletin ... Was ist das Besondere, das Faszinierende für Sie an dieser Sportart, speziell den kurzen Strecken?

Lindy Ave: Meine Spezialstrecke, die 400 Meter, gehören ja nun nicht mehr wirklich zu den kurzen Strecken. In der Leichtathletik sind ja letztendlich die 400 Meter die längste Sprintdistanz. Das Herausfordernde besteht für mich darin, auch auf den letzten 100 Metern noch die Kraft für einen Endspurt zu haben.

Frage: Wie sieht eigentlich Ihr  Trainingsalltag aus? Sind Sie jeden Tag "auf der Tartanbahn"? Haben Sie nebenbei noch weitere Hobbys?

Lindy Ave:  Mein Training ist aufgeteilt in ein Training im Stadion für Technik, schnelle Läufe und Konditionstraining und Einheiten im Kraftraum für die Kraft und Stabilisation. Außerhalb des Sports versuche ich so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind und meinem Hund zu verbringen.

Frage: Sie können zahlreiche sehr gute Ergebnisse bei nationalen und internationalen Turnieren vorweisen. Welches war für Sie Ihr bis dato schönster Wettkampf? Bestimmt Tokyo - oder...

Lindy Ave: Sicher war Tokyo durch meinen Erfolg über die 400 Meter ein unvergessliches Erlebnis. Aber auch die Paralympischen Spiele 2016 in Rio waren ebenfalls ein sehr beeindruckendes Erlebnis für mich. Zu dem Zeitpunkt war ich 18 Jahre und das erste Mal als "Küken" auf so einem großen Event und in der großen weiten Welt unterwegs. Das war schon alles sehr aufregend damals.

Frage: Vor Paris standen noch die WM in Kobe auf der Agenda... Nach Ihrer Baby-Pause gab es Rang zwei (400 Meter) und Rang vier (100 Meter). Wie lautet Ihr Resümee?

Lindy Ave: Die Para-Leichtathletik-WM in Kobe begannen für mich mit den 100 Metern. Die Platzierung war in Ordnung, aber mit der Zeit war ich nicht zufrieden. Über die 400 Meter lief es super. Ich konnte sowohl im Vorlauf als auch im Endlauf die Qualifikationsnorm unterbieten und habe mit Platz zwei auch noch einen Nationenstartplatz für das deutsche Team in Paris geholt.

Frage: Die Paralympics 2021 waren eher schwierige Paralympics - nicht nur wegen der extremen Beschränkungen der Corona-Pandemie. Auch organisatorisch lief nicht alles reibungslos. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Tokyo 2021 - neben dem Gewinn Ihrer Goldenen?

Lindy Ave: Durch die Corona-Beschränkungen waren es in Tokio so ganz andere Paralympische Spiele als zuvor im lauten und bunten Rio. Es gab kein Publikum im Stadion und ich erinnere mich an weite Wege zu den Wettkampfstätten und an solch merkwürdige Situationen, dass wir beim Essen immer getrennt durch Scheiben zum Nachbarn saßen, um das Infektionsrisiko zu minimieren.

Letzte Frage: Was sind Ihre Zielstellungen für Paris?

Lindy Ave: Ich möchte in Paris gern meinen Weltrekord über die 400 Meter wiederholen. Den eroberte sich nämlich bei den Para-Leichtathletik-WM in Kobe Karen Tatiana Palomeque Moreno aus Kolumbien mit 59,40 Sekunden...

Vielen Dank und maximale Erfolge in Paris!

M.Michels